Die Arten des Osterzgebirges
Typisch Osterzgebirge: Wo die Bergwiesen in naturnahem Zustand sind, fühlt sich die Trollblume wohl. (Foto: S. Heinz)
Trollblume (Trollius europaeus)
Das Logo der Naturschutzstation ziert diese gelb-kugelige Blume, die feuchte Standorte mag. Berg- und Nasswiesen kommen ihr also gerade recht. Wiesenpflege unterstützt diese Art, die deutschlandweit als gefährdet gilt und daher geschützt ist. Sie stammt aus der Familie der Hahnenfußgewächse, die weitere ähnlich gelb gefärbte Arten hervorbringt. Von ihnen unterscheidet sich die Trollblume dadurch, dass sie direkt am Stiel keine Kelchblätter besitzt. Die komplette Pflanze wird bis zu 60 Zentimeter hoch, ist also nicht so leicht zu übersehen.
Feuer-Lilie (Lilium bulbiferum)
Lilien kennt man normalerweise als Zuchtformen in vielen Farben - diese hier ist eine Wild-Lilie. Sie blüht auf mageren Bergwiesen des Osterzgebirges. Mager deshalb, weil sie wie so viele heimische botanische Kostbarkeiten zu nährstoffreiche Wiesen schlecht verträgt.
Die eleganten Blüten erscheinen zwischen Mai und Juli in rot-orange. Nachdem die Pflanze abgeblüht und verwelkt ist, sichern sogenannte "Überwinterungsknospen" unter der Erde ihr Überleben. Nährstoffe speichert sie dann in dafür vorgesehenen Organen, bevor sie im nächsten Frühjahr neue Blüten treibt.
Die Feuer-Lilie ist eine der gefährdeten Charakterarten der Region, die gerade mit den Wiesenpflege-Aktivitäten der Naturschutzstation gefördert wird.
(Foto: S. Klingner)
Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia)
Viele botanische Schätze bevorzugen nährstoffarme Böden - der Rundblättrige Sonnentau ist einer der "Extremisten" unter ihnen. Dort, wo Nährstoffe wirklich Mangelware sind - in Mooren und Heiden - gedeiht er an den Boden geduckt. Um seinen "Lebensunterhalt" aufzubessern, lockt er kleine Insekten mit einem klebrigen Sekret an und verdaut sie.
Die fleischfressende Pflanze ist sehr selten und daher streng geschützt. Grund für diese Seltenheit ist auch, dass Moorlebensräume selten oder nach Entwässerung und Torfabbau nicht mehr intakt sind.
Der Sonnentau pflanzt sich über Brutknospen im Boden oder über Samen aus seinen Blüten fort.
(Foto: S. Klingner)
Vogelbeere, Eberesche (Sorbus aucuparia)
Als Charakterart dieser Region entdeckt man die Art häufig auf oder bei den ebenfalls charakteristischen Steinrücken. Die Vogelbeere hat keine großen Nährstoffansprüche an Böden. Ihre Wuchshöhe kann mal als Strauch, mal als Baum gelten - in jedem Fall kommt sie mit den manchmal rauen klimatischen Verhältnissen im Mittelgebirge klar.
Wie der Name schon sagt, fühlen sich Vögel von Vogelbeeren angezogen - und so verbreitet sich der Baum per "Luftpost". Doch auch für Insekten und Bienen stellt er mit seinen weißen Blüten eine interessante Weide dar. Da er im Mai und Juni blüht, gehört er zu den späteren Nahrungsquellen im Frühjahr.
Der Dialektname "Vuglbeerbaam" ist im Erzgebirge / Vogtland weit verbreitet. Hier taucht der lichte Baum öfter in Bildern, mundartlichen Dichtungen und Kompositionen auf.
(Foto: S. Klingner)
Dukatenfalter (Lycaena virgaureae)
Wer war zuerst da - die Warnweste oder der Dukatenfalter? Knallig orange leuchtet das Männchen des Dukatenfalters im Sommer an lichten Waldrändern, auf artenreichen Magerwiesen. Das Osterzgebirge mit seinen Bergwiesen ist also perfekt für diesen nur drei Zentimeter breiten Tagfalter. Er gehört übrigens zur Familie der Bläulinge - und ist damit farblich weit entfernt von seinen Verwandten. Dukatenfalter-Weibchen weichen farblich vom Männchen ab, sie besitzen eine dunkle Zeichnung auf den Flügeln.
Weltweit kommt der Schmetterling, der auch "Dukaten-Feuerfalter" genannt wird, vom Flachland bis ins Hochgebirge vor. In Sachsen gilt er derzeit aber als gefährdet. Halten Sie Ausschau nach ihm zwischen Juni und Ende August.
(Foto: S. Klingner)
Schwalbenschwanz (Papilio machaon)
Wo kleine Falter trotz bunter Zeichnung dem Auge schnell entschwinden, wird Ihnen der Schwalbenschwanz auffallen. Mit seinen über sieben Zentimetern Flügelspannweite nimmt er es mit manch tropischem Falter auf. Die verlängerten Flügelanhänge sind typisch für den Schwalbenschwanz, nur seinen Verwandten, den Segelfalter, kann man mit ihm verwechseln. Dieser verirrt sich allerdings kaum in die kühlen Mittelgebirgs-Lagen des Osterzgebirges, sondern bevorzugt Wärme.
Schwalbenschwänze zeigen ein besonderes Verhalten: Um Geschlechtspartner zu finden, fliegen sie Bergkuppen oder ähnlich hohe Punkte in der Landschaft an. Dort treffen sich dann die einzelnen Falter, die übrigens weite Strecken zurücklegen.
Ihre hellgrün-schwarz gestreiften Raupen fressen an Doldenblütlern wie der Möhre. Raupen finden sich aber nie in Gruppen.
Neuntöter (Männchen) und Jungtier im Hintergrund (Foto: S. Klingner)
Neuntöter (Lanius collurio)
...oder "Rotrückenwürger" sind recht martialische Namen, die dieser Vogel wohl deshalb erhalten hat, weil er kleine Beutetiere als Reserve auf Dornen aufspießt. Beute, das sind für ihn größere Insekten, aber auch kleine Vögel oder Mäuse.
Heimisch fühlt sich der Neuntöter in offenen Landschaften, die aber viele Hecken und Büsche aufweisen. Hier sitzt er oft auf erhöhten Sitzwarten und kann so - wenn man achtsam ist - recht gut entdeckt werden. Hilfreich ist dabei sein Ruf, der sich in etwa mit "gäck, gwä" umschreiben lässt.
Mit diesen Lebensraumansprüchen und weil er auf Insektenvielfalt angewiesen ist, dürfte er im heckenreichen Osterzgebirge gut zurechtkommen.
(Foto: S. Klingner)
Grauammer (Emberiza calandra)
Weniger durch Farbenpracht, dafür aber mit ihrem Gesang fällt die Grauammer auf. Den trägt sie von Punkten mit guter Übersicht aus vor. Wie der Neuntöter fühlt sie sich in Gelände wohl, wo offene, extensiv genutzte Wiesen und buschreiche Stellen sich abwechseln. Grauammern ernähren sich von Pflanzenteilen und Samen. Steht allerdings die Brut an, werden Insekten zur Jungenaufzucht interessant. Gebrütet wird in einem Nest am Boden.
In Sachsen kommt die Grauammer häufiger in wärmeren Gebieten vor, ist jedoch auch im Osterzgebirge anzutreffen, da sie Offenland-Lebensräume schätzt. Sie ist streng geschützt.
Eine zweite, kleinere Ammerart, die sich im sächsischen Offenland entdecken lässt, ist übrigens die Goldammer. Mit ihrem gelblichen Federkleid lässt sie sich gut von der Grauammer unterscheiden.
Wachtelkönig beim Rufen (Foto: L. Vosmik)
Wachtelkönig (Crex crex)
Sehr selten ist dieser Wiesenbewohner, und doch ein Vogel, der im Osterzgebirge einige seiner letzten Rückzugsräume findet. Er bevorzugt feuchte Auen oder extensiv genutzte Bergwiesen mit langem Gras - letzteres kann die Region ihm stellenweise noch bieten.
Etwas größer als eine Wachtel lebt und brütet dieser Vogel versteckt im Gras und ist dort nur durch seine knarrenden Rufe auffindbar. Allerdings lässt er diese vor allem in der Dämmerungs- oder Nachtzeit hören.
Der Wachtelkönig verbringt nur wenige Sommermonate in Mitteleuropa, im Herbst zieht es ihn Richtung Süden - teilweise über weite Strecken nach Afrika.
Haselmaus im Dickicht (Foto: S. Büchner)
Haselmaus
Das rot-gelblich pelzige Tierchen gehört nicht zu den Mäusen, sondern zu den Bilchen. Verwandte aus dieser Gruppe wie Siebenschläfer und Gartenschläfer haben eines gemeinsam: Sie verschlafen die Hälfte eines Jahres. Dieser "Energiesparmodus" hilft ihnen, vor allem über die kalte Jahreszeit zu kommen. Um beim Schlafen geschützt zu sein, bauen sie Nester in Hecken oder unbesetzte Höhlen. Auch Nistkästen nutzen sie dafür gern.
Sind sie wach, halten Haselmäuse sich vor allem in der Strauchschicht von Wäldern und Waldrändern auf. Hier finden und fressen sie - wenn die Bedingungen in naturnahen, strukturreichen und vielfältigen Wäldern optimal sind - Baumfrüchte, Beeren sowie das eine oder andere Insekt.
Haselmäuse sind sehr selten und lassen sich kaum beobachten. Das liegt daran, dass sie vor allem nachts aktiv sind und wie erwähnt einen Teil des Jahres komplett verschlafen. Die Naturschutzstation widmet eines ihrer Monitoringprojekte dem kleinen Bilch.