Ein Steinrücken, Teil des Modellprojektes (Foto: S. Heinz)
Nachhaltig aus der Krise auch für die Naturschutzstation Osterzgebirge
Modellprojekt „Anlage von Lesesteinbiotopen im steinreichen Osterzgebirge auf landwirtschaftlich genutzten Flächen“
Steinrücken im Osterzgebirge haben eine lange Tradition. Die Anfänge gehen auf das 12. und 13. Jahrhundert zurück. Sie sind ursprünglich aus einem ganz praktischen Ansatz entstanden: Im steinreichen Osterzgebirge waren sie den Bauern bei der Bestellung der Felder einfach im Weg und wurden kurzerhand an den Grenzen der Ackerfluren abgelegt. So kamen Jahr für Jahr immer neue Steine hinzu und lange Steinwälle prägten von nun an das Bild des Osterzgebirges. Dass daraus artenreiche Biotope entstanden, die heute nach §21 SächsNatSchG geschützt sind, ist ein mehr als positiver Nebeneffekt.
Die Steinrücken wuchsen und mit ihnen auch die botanische und faunistische Ausstattung. Andererseits wurden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Steinrücken zur Baustoffgewinnung bzw. zum Ausbessern der Wege auch wieder abgetragen. Ansonsten aber wurden diese Lesesteine als nahezu nutzlos angesehen, weil es sich meist um minderwertiges, stärker verwittertes Material handelt. Mit der Intensivierung der Landwirtschaft wurden viele als Bewirtschaftungshindernis empfundene Steinrücken beseitigt.
Mit der Zeit verwandelten sich die ehemals sonnenbeschienenen Steinwälle in beschattete "Lesesteinbiotope". Lichtliebende und seltene Gehölze und Samenpflanzen wie z.B. Wildapfel, Feuerlilie und Busch-Nelke hatten das Nachsehen. Daher gibt es z.B. in der Förder-Richtlinie NE/2014 die Möglichkeit, Steinrückenpflege mit Gehölzentnahme bzw. Auslichtung zu finanzieren.
Auch kamen von verschiedenen Landwirten Nachfragen, ob es möglich sei, bei der Neuanlage von Lesesteinbiotopen unterstützt zu werden. Denn heute fallen bei der landwirtschaftlichen Flächennutzung durch größere Bearbeitungstiefen teils noch größere Mengen von Steinen an als früher. Diese werden meist nicht am Feldrand zu ökologisch wertvollen Steinrücken aufgeschichtet, sondern teuer entsorgt oder zwischengelagert.
Deshalb suchten wir nach finanzieller Unterstützung für die Neuanlage von Steinrücken - und wurden bei der Förderrichtlinie „Nachhaltig aus der Krise“ fündig.
Innerhalb der Projektlaufzeit werden nun an drei - zum Teil historischen - Standorten (Liebenau, Luchberg, Johnsbach/Falkenhain) mit unterschiedlichem geologischen Hintergrund neue Steinrücken angelegt bzw. verlängert. Erste sparsame Pflanzungen gehören dazu, um Raum für die Ansiedlung spezieller Pflanzen zu schaffen. Die Steinwälle werden teilweise mit Blühstreifen abgepuffert, um vor allem an den Hängen zu vermeiden, dass nahrhafter Ackerboden hier zu viele Nährstoffe anreichert. Zum Abschluss des Projektes plant die Naturschutzstation zusammen mit den Agrargenossenschaften eine Exkursion zu den drei Standorten, um weitere Landwirte und interessierte Bürger über das Projekt zu informieren. Zusätzlich wird an jeder Steinrücke eine Infotafel aufgestellt.
Antje Lindner
„Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.“