Trotz verregneter Tage waren die Studenten hochmotiviert bei der Sache. (Foto: Luise Lott)
Heftige Regengüsse in Abwechslung mit Nieselregen und dichtem Nebel - dies dürfte das feuchteste Schellerhau-Praktikum seit dem Hochwasser 2002 gewesen sein. Zweifellos ein Segen für Pflanzen und Tiere nach der langen Durststrecke der vergangenen Dürrejahre! Wer genau hinhört, kann die Fichten erleichtert aufatmen hören, die als nächstes auf der Speisekarte der Borkenkäfer gestanden hätten ...
Für Biotoppflegearbeiten, Exkursionen und angeregte Diskussionen in der Natur mit interessierten, engagierten Studentinnen und Studenten hingegen bot die Schellerhauer/Altenberger Umgebung diesmal nicht gerade optimale Bedingungen. Dessen ungeachtet kann auch der zweite Durchgang des Naturschutzpraktikums in diesem Jahr wieder als große Bereicherung betrachtet werden: in Form von wichtiger praktischer Arbeit der jungen Leute für die Natur des Ost-Erzgebirges, intensiven Gedankenaustauschs für Ziele und Maßnahmen des Naturschutzes, und auch erneut ein Stück wertvoller Weltoffenheit.
Die zweite Workshop-Woche nach dem eigentlichen Schellerhauer Naturschutzpraktikum (6.-13. August 2021) war relativ kurzfristig organisiert worden. Mit 70 Anmeldungen war die erste Praktikumswoche bereits im Mai hoffnungslos überbucht. (Die Höchstgrenze für die Teilnehmerzahl liegt bei 20). Es wäre schade gewesen, das große Interesse der Studentinnen und Studenten am Naturschutz im Ost-Erzgebirge nicht auszuschöpfen!
Das (erste) Schellerhauer Naturschutzpraktikum des Jahres 2021 konnte wie geplant stattfinden, in gewohnter Weise organisiert von der Grünen Liga Osterzgebirge, mit finanzieller Unterstützung des Landkreises. Dankenswerterweise erklärte sich die Naturschutzstation Osterzgebirge bereit, die jetzige, zusätzliche Praktikumswoche in Schellerhau möglich zu machen.
Vielleicht war dann doch alles etwas sehr kurzfristig: Von den vielen Interessenten, die nicht unter den ersten Bewerbern waren, hatten sich am Ende 18 auch für das Zusatzpraktikum angemeldet - tatsächlich nach Schellerhau gekommen sind dann zwölf Studentinnen und Studenten.
Die zwölf jungen Leute waren wieder ein Super-Team. Vom gemeinsamen Arbeiten über die angeregten Workshop-Debatten, die Präsentationen der Studentinnen und Studenten am Abend, bis hin zu den Kochkünsten funktionierte alles wunderbar, "die Chemie stimmte". Die Teilnehmer kamen diesmal zur Hälfte aus Deutschland, die anderen aus Südamerika (Brasilien, Chile, Kolumbien, Peru) und Südasien (Indien, Bangladesh). Sie studieren in Tharandt, Dresden, Zittau, Jena und Eberswalde. Auch die Studienfächer waren wieder breit gemischt, von Biologie über Tropische Forstwirtschaft bis zu "Business Ethics".
Und folgendes stand in der Woche auf dem Plan:
Freitag, 20.8.: abends Ankunft und Kennenlernen
Sonnabend, 21.8.: kurze Morgenexkursion in Schellerhau, anschließend Wanderexkursion Altenberg (Pingenführung) und Geisingberg (Landnutzungsgeschichte des Ost-Erzgebirges und daraus hervorgegangene Lebensräume)
Sonntag, 22.8.: Ausflug ins Bärensteiner Bielatal, vormittags "brain-storming" zu einem eventuellen künftigen Waldumbauprojekt, nachmittags praktischer Einsatz zum Freistellen von Naturverjüngungsbäumchen auf der von Brennnesseln und anderen Stickstoffpflanzen überwucherten Borkenkäfer-Kahlschlagfläche
Montag, 23.8.: vormittags praktischer Wieseneinsatz auf einer Nasswiese am Matthäusweg, zusammen mit Schäfer Sven Körtel; nachmittags Diskussion zum Thema Biotoppflege mit Schafen und Bau von Holz-Hürden
Dienstag, 24.8.: Führung und Arbeiten im Botanischen Garten (u.a. Randmahd Steinrücke) und am Mayenhof (dort wieder Unterkunft zu Vorzugsbedingungen, als Gegenleistung zur Mahd der - inzwischen auch recht artenreichen! - Wiesenflächen des Grundstücks)
Mittwoch, 25.8.: vormittags praktische Biotopgestaltung im Wald (eine Gruppe Birkhuhnhabitat am Kahleberg, die andere Orchideenbiotop auf der Schwarzwasserhalde); nachmittags Workshop über Organisation und Arbeitsweise von Naturschutzvereinen
Donnerstag, 26.8.: Abschlussexkursion zum Hofehübel (dort Förster-Führung und Diskussion zu naturnaher Waldwirtschaft) und ins Pöbeltal
Das Feedback der Teilnehmer beider Durchgänge des diesjährigen Schellerhauer Naturschutzpraktikums war durchweg wieder positiv. Dies gilt sowohl für die Studentinnen und Studenten, als auch für die inzwischen recht große Gruppe des organisatorischen "Stammpersonals".
Im Winter wird sich eine Ideenrunde mit der Zukunft das Schellerhauer Naturschutzpraktikums auseinandersetzen. Ob jedes Jahr zwei "Runden" des Praktikums stattfinden, bleibt wegen begrenzter Kapazitäten zu diskutieren. Wie auch immer - Interessenten zur organisatorischen Unterstützung dieser und anderer Aktionen sind willkommen!
Jens Weber