FFH-Gebiet "Müglitztal" (Foto: S. Heinz)
Seit 1992 wird das sogenannte Natura 2000-Schutzgebietsnetz in Europa grenzübergreifend und zusammenhängend aufgebaut. Darin werden vor allem lokal typische, bedrohte Lebensräume vereint, die teils besonders gefährdete Arten beherbergen. Diese sowie die biologische Vielfalt stehen im Mittelpunkt der Schutzbemühungen. Das Schutzgebietsnetz enthält Schutzgebiete der Vogelschutz-Richtlinie (Richtlinie 2009/147/EG) und Schutzgebiete der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG).
Dieses Netz hat sich international etabliert und beinhaltet auch im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wertvolle, teils seltene Lebensräume und Arten. In Zahlen ausgedrückt: 35 FFH-Gebiete mit insgesamt über 200 Quadratkilometern Fläche sowie neun Vogelschutzgebiete (SPA-Gebiete). Ein Beispiel-Lebensraum: Gebiete mit Wiesenanteilen brauchen teils viel Pflege, denn paradoxerweise entstanden einige ihrer Lebensraumtypen einst durch naturnahe menschliche Bewirtschaftung. Diese Art der Bewirtschaftung wurde später aber aufgegeben. Um verschwindende Arten wie etwa Orchideen oder Trollblumen zu bewahren, gilt es, die schonende, extensive Bewirtschaftung dorthin zurückzuholen. Nur so bleibt die Blütenpracht erhalten.
Was tut sich im Gebiet? Gebietsbetreuung muss sein
Die Grüne Liga Osterzgebirge, als ein Gründungsverein der Naturschutzstation, koordinierte zwischen 2016 und März 2021 die FFH-Gebietsbetreuung. Ehrenamtliche Betreuer widmeten sich dabei "ihrem" Gebiet regelmäßig, forschten, dokumentierten die Vorkommen von Arten und Lebensraumtypen. Mitarbeitern des staatlichen Naturschutzes ist es logistisch unmöglich, alle FFH-Gebiete detailliert im Auge zu behalten. Doch schnelle Reaktion tut oft Not, etwa wenn Baumaßnahmen anstehen oder Bewirtschaftung (z.B. aus Unwissenheit) Artvorkommen bedroht. Gebietsbetreuer haben ihre Hand am Puls "ihres" Gebietes und melden Handlungsbedarf oder Beeinträchtigungen schnell weiter. Die Ehrenamtler sind dabei auch Kommunikatoren zwischen Landnutzern, Erholungssuchenden und Behörden. Menschen für die Anwesenheit und Bedürfnisse von Arten zu sensibilisieren, ist eine weitere wichtige Aufgabe. Daten, die aus den Beschreibungen aller Gebietsaspekte entstanden, tragen inzwischen auch zur umfangreichen Datenbank offizieller Naturschutzinstitutionen bei.
Das Projekt ist derzeit abgeschlossen. Eine Fortsetzung ist dringend nötig und wird angestrebt, denn die Arbeit der Gebietsbetreuer ist so unschätzbar wertvoll wie die Lebensräume und Arten selbst.